Heiße Temperaturrekorde
Weltrekorde sind ein beliebtes Thema für die Medien, um den sogenannten »Klimawandel« zu illustrieren. Allerdings ist der Wettbewerb um Temperaturrekorde zweifelhaft und es ist erstaunlich, wie nationale und internationale, steuerfinanzierte Institutionen mit hochbezahlten Experten diese kindischen Buddelkastenwettkämpfe ausfechten. Zweifel an der Datenqualität der weltweiten Temperaturmessungen sind angebracht und damit auch an der Feststellung einer globalen Durchschnittstemperatur. Der sogenannte »Klimawandel« wird letztendlich in Frage gestellt. Es bleibt festzuhalten: Gelegentlich kann es in manchen Gegenden ziehmlich warm werden.
1913 im kalifornischen Tal des Todes
Die U.S.A hatten 1847/48 mit einem Eroberungskrieg gegen Mexico ihren Staatenbund im Südwesten von Texas bis Kalifornien erweitert. Kurz vor dem Ende des Kriegs wurde bei Sutters Mill in Kalifornien Gold gefunden. Der kalifornische Goldrausch brach aus. Im November 1849 verirrte sich ein Treck nordamerikanischer Glücksucher mit ihren Ochsenkarren auf dem Weg ins frisch eroberte Goldland in einem steinigen, trockenen Tal. Ihnen verdankt es seinen Namen: Death Valley. Es war nicht Hochsommer, aber Gedenktafeln am »Forty-Niners Gateway«, am »Burned Wagon Point« und an der »Harry Wade Exit Route« markieren die Schicksale der Verirrten.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde der Borax-Abbau im Death Valley wirtschaftlich interessant. Das Bergbauunternehmen hatte am Furnace Creek einen Versorgungsstützpunkt eingerichtet, die Greenland Ranch. Die Arbeiten im Bergbau wurden jeden Sommer wegen der unerträglichen Hitze eingestellt und die meisten Arbeiter verließen das Tal bis zum Herbst.
Das Death Valley wurde zunehmend berüchtigt: Bei einer Expedition des Army Signal Corps (Vorläufer des U.S. Weather Bureaus) 1875 wurde das Temperaturmaximum von 121°Fahrenheit (49,4°C) gemessen, damals die höchste in den Vereinigten Staaten bekannte Temperatur. In den folgenden Jahren wurden jedoch bei der Erkundung und dem Abbau der Borax-Vorkommen mehrfach Temperaturen über 122°F (50°C) festgestellt.
Schließlich wurde im Auftrag des U.S. Weather Bureaus 1911 an der Greenland Ranch eine ständige, kooperative (ehrenamtliche) Wetterstation eingerichtet. Die Lufttemperatur wurde nach dessen eigenwilligen Standard vom Beginn des vorigen Jahrhunderts, übrigens bis heute für kooperative Stationen gültig, 4 Fuß (1,22 Meter) über der Meßfeldgeländehöhe gemessen. In Zusammenarbeit mit dem Verwalter und dem Vorarbeiter der Ranch wurde eine Thermometerhütte und eine Meßfeldeinzäunung auf dem steinigen Wüstenboden neben einem bewässerten Feld in der Nähe des Farmhauses errichtet. Höhenlage des Meßfelds: 178 Fuß (54 Meter) unter Normalhöhennull (NHN).

Thermometerhütte an der Greenland Ranch um 1922
Die Hütte war mit einem Maximum- und Minimumthermometer und mit einem Hygrometer bestückt. Eine Windfahne und ein Niederschlagsmeßgerät waren nicht vorhanden. Die Thermometerwerte sollten täglich um 17:00 Uhr abgelesen und die Instrumente auf die aktuelle Lufttemperatur (gemäß Instruktion als »Solltemperatur« bezeichnet) zurückgesetzt werden.
Für den 10. Juli 1913 trug Vorarbeiter Oscar Denton die Tageshöchsttemperatur von 134°F (56,7°C) in die Klimatabelle ein. Der Ranchverwalter erinnerte sich später an starken Wind an diesem Tag. Denton legte der monatlichen Postsendung eine Notiz an das Wetteramt in San Franzisco bei, in der er bezweifelte, daß die Rekordtemperatur hoch genug ist. Die Skala des Maximum-Thermometers endete bei 135°F und andere Thermometer auf der Ranch hätten eine höhere Temperatur angezeigt.
1922 am Rand der Libyschen Wüste
Italienische Truppen waren 1911 an nordafrikanischen Mittelmeerstränden gelandet, um diesen Teil des osmanischen Reichs unter italienische Kolonialobhut zu nehmen. El-Azizia ist eine Kleinstadt in der damaligen Kolonialprovinz Tripolitanien, sie liegt etwa 40 Kilometer südlich von Tripolis und war während der italienischen Invasion sowie in dem darauf folgenden Kleinkrieg bis 1922 schwer umkämpft. Arabische Reiterscharen kämpften unter der Fahne ihres Propheten an der Seite ihrer türkischen Glaubensbrüder gegen die europäischen Eroberer.
Die Gefara-Ebene, in der El-Azizia liegt, war schon bei den Arabern und Türken bekannt für den heißen, heftigen und trockenen Wüstenwind, den Ghibli, der die Hitze aus der Libyschen Wüste nach Norden in Richtung des Mittelmeers treibt. Dabei erwärmen Fallwinde von der Gebirgskette des Djebel Nefusah die Luft aus der Wüste. Nun lernten italienische Soldaten und Offiziere, dieses Phänomen zu fürchten. So geriet im Mai 1921 eine Militärkolonne südlich von El-Azizia in einen dieser berüchtigten Sandstürme und mehrere Männer verloren ihr Leben, erschöpft durch Hitze und Wassermangel.
Der italienische Wetterdienst hatte sofort nach dem Einmarsch in Tripolitanien damit begonnen, ein Netz meteorologischer Stationen über die neue Kolonialprovinz zu legen. 1913 wurde in einer Militärkaserne in El-Azizia der Beobachtungsdienst aufgenommen. Die Kaserne, einschließlich der Wetterstation, mußte jedoch 1915 evakuiert werden. Später wurde in El-Azizia erneut ein Militärstützpunkt eingerichtet, dieses mal in einer alten Festung, auf einem Hügel über der Stadt, durch Stacheldraht gegen arabische Freischärler gesichert. Die meteorologischen Beobachtungen wurden dort ab 1919 wieder aufgenommen.

Italienische Festung Al Azizia
Der italienische Wetterdienst verwendete vor dem ersten Weltkrieg vorzugsweise Präzisionsthermometer deutscher Hersteller mit Skalen in Zehntel-Grad-Teilung, die während des Kriegs kaum noch zu beschaffen waren. Die Kolonialbehörde hatte deshalb andere Meßgeräte, die bereits am Isonzo oder an der Dolomitenfront benutzt wurden, nach Tripolis geschickt. Jedenfalls wurden im September 1922 in El-Azizia die Tagesmaxima und -minima von einem Bellani-Six-Thermometer, einem kombiniertes Maximum-Minimum-Thermometer, abgelesen. Es befand sich in einer ordentlichen Stevenson-Thermometerhütte auf der Festungsterrasse, 163 Meter über NHN.
Zwischen dem 11. und 15 September 1922 herrschte Ghibli über El-Azizia. Der Wetterbeobachter las jeweils Tageshöchsttemperaturen von über 50°C ab und trug seine Beobachtungen in die Klimatabelle ein. Daß er dabei die Tabellenspalten für »massimo« und »minimo« verwechselte, dürfte bei Sandsturm bei den hohen Temperaturen verzeihlich sein. Für den 13. September 1922 trug der Beobachter die Tageshöchsttemperatur von 58,0°C in die Klimatabelle ein.
Als die Daten aus El-Azizia die Zentrale in Tripolis erreichten, erregten sie dort Aufsehen. Über Funk wurde eine Bestätigung angefordert. Die rekordverdächtige Tageshöchsttemperatur wurde durch die Kommandantur der Festung El-Azizia bestätigt und später durch das Ufficio Centrale di Meteorologia e Geodinamica (Zentralamt für Meteorologie und Geodynamik) im Bericht »Osservazioni dell anno 1922« veröffentlicht. Von dort fand er 90 Jahre lang Verbreitung in der wissenschaftlichen Fachliteratur und in Lehrbüchern über Klimatologie.
Eine Antwort auf die Frage, warum die Temperatur in der älteren Fachliteratur mit 57,8°C und in der Literatur nach 2012 mit 58,0°C angegeben wird, ist leider nicht zu finden. Umrechnungsfehler von Fahrenheit auf Celsius und wieder zurück können kaum eine Erklärung bieten. Für Hinweise wäre ich dankbar.
Der Kampf um den Hitzerekord
Im gewaltsamen Verlauf des sogenannten »arabischen Frühlings«, der schließlich 2011 in Libyen durch den massiven Einsatz der nordamerikanischen und französischen Luftwaffe direkt unterstützt wurde, geriet auch der Hitzerekord aus dem Jahr 1922 ins Visier. Durch die WMO wurde eine Expertenkommission eingesetzt, die nach fast 90 Jahren einige Kritikpunkte zusammentrug:
- Der Wetterbeobachter hätte, wahrscheinlich ungenügend geschult, ein ungeeignetes Thermometer falsch abgelesen. Allerdings waren üblicherweise Offiziere mit den direkten Messungen beauftragt, die zudem ausführliche schriftliche Instruktionen über die Gerätebenutzung hatten. Eine Inspektion der Station nach der Rekordmessung durch Amilcare Fantoli, den Chef des tripolitanischen Stationsnetzes, hatte jedenfalls keine Hinweise auf ungeeignete Beobachter mit ungeeigneten Geräten aufgezeigt.
- Die Thermometerhütte wäre über dem dunklen Betonboden (»Teerbeton«) der Festungsterasse einer unnatürlich hohen Wärmestrahlung ausgesetzt gewesen. Allerdings hat sogenannter Teerbeton nicht zwangsläufig eine dunkle Oberfläche und wahrscheinlich wäre in dieser Gegend niemand auf die Idee gekommen, eine Terrasse mit schwarzem Teer zu bestreichen und darauf meteorologische Daten zu erfassen. Daß die Bodenoberfläche den natürlichen Verhältnissen dieser Wüstengegend ähnelte, darf vermutet werden.
- An anderen Stationen wie Az-Zauia oder Homs, beide direkt am Mittelmeer, wurden an diesem Tag niedrigere Lufttemperaturen gemessen, für Küstenstationen mit knapp unter 50°C ebenfalls rekordverdächtig, aber eben niedriger. Die Verdunstungskälte bei auflandigem Wind könnten sich dort vielleicht gezeigt haben?
2012 wurde der Temperaturrekord von El-Azizia von der World Meteorological Organisation (WMO) anulliert. Der alte Meßwert von Juli 1913 an der Greenland Ranch wurde durch die WMO zum neuen Weltrekord erklärt.
Die Medien in Nordamerika jubelten – die U.S.A. waren wieder Weltmeister! Der Zustrom sensationslüsterner Touristen in das kalifornische Todestal hat seitdem spürbar zugenommen. Schließlich schickt man Freunden gern ein Selfie vor einen riesigen Digitalthermometer, auf dem die höllischen Temperaturen dort abzulesen ist. Aber auch an diesem Rekord wurden inzwischen Expertenzweifel laut:
- Die Abweichung von den Temperaturen außerhalb des Tals wären zu groß. Allerdings liegen diese Stationen eben nicht in einem Tal und es gibt durchaus andere Einflüsse als die üblichen Temperaturgradienten, beispielsweise die Wärme sonnenexponierter Talhänge oder außergewöhnliche Windverhältnisse.
- Der Beobachter hätte, unzureichend beaufsichtigt, anstelle des Hüttenthermometers möglicherweise das Außenthermometer an der Veranda des Ranchhauses abgelesen. Auch wäre er unzufrieden gewesen, weil das Hüttenthermometer oft zu niedrige Temperaturen angezeigt hätte. Fast jeder im Todestal hätte es besser gewußt, daß es in Wirklichkeit viel heißer war, als es diese neumodische Instrumentierung des Weather Bureaus anzeigte.
Die Kalotten in den Thermometerhütten kooperativer U.S.-Stationen sind nicht 2,00 m über der Geländehöhe des Meßfelds platziert, wie es in anderen Ländern der Welt üblich ist, sondern nur in einer Höhe von 1,22 Meter. Der Temperaturgradient dieser bodennahen Lamelle von 78 Zentimetern bleibt bei der Bewertung von Rekordwerten unbeachtet. Ebenso spielt die Stationshöhe über dem Normalhöhennull keine Rolle. Ein steiniger Wüstenboden mag zwar als ortstypischer Untergrund für Meßfelder an Wüstenstationen gelten, sollte aber bei der Bewertung der Lufttemperatur an der Thermometerkalotte einen erheblichen Unterschied gegenüber dem vorschriftsmäßig kurzgeschorenen Meßfeldrasen normaler Stationen zeigen. Auch dieser Unterschied bleibt unbeachtet.
Die subjektive Feststellung einer ungenügenden Schulung der Beobachter ist einfach nur dreist und überheblich. Es mag im Ausnahmefall Beobachter geben, die gern mal fünf gerade sein lassen. Aber die überhebliche Experten-Besserwisserei diskreditiert nicht nur den Beobachter sondern die gesamte nationale Wetterdienstorganisation, die die Daten und die Stationen regelmäßig zu kontrollieren hat. Zumindest in den Organisationen saßen im Regelfall nicht irgendwelche Experten sondern tatsächlich richtige Fachleute.
Alternative Hitzerekorde
Sollte die WMO gelegentlich den Hitzerekord im damaligen »Wilden Westen« der USA aberkennen wollen, stünden, unter anderen, folgende Kandidaten zur Auswahl:
- Am 7. Juli 1931 wurde 55,0°C in Kebili (Tunesien, 38 m über NHN) gemessen. Das gilt derzeitig der WMO unwidersprochen als afrikanischer Hitzerekord. Allerdings ist nicht bekannt, warum andere Meßwerte – beispielsweise 56,0°C am 12. September 1922 oder 57,3°C im August 1923, beide in El-Azizia gemessen – nicht in Betracht gekommen sind. Vielleicht ist das zu dicht am oder sogar über dem U.S.-Rekord?
- Am 21. Juni 1942 wurde 54,0 °C im Kibbuz Tirat Zsvi (Israel, 220 m unter NHN) gemessen. Das gilt der WMO als Hitzerekord für die Region Europa und Naher Osten. Allerdings wären auch dort Zweifel angebracht: Als Beleg gilt der Registrierstreifen eines Thermographen, aus dem dieser Wert zwar nicht direkt ablesbar ist, auf den aber jemand diesen Wert nachträglich notiert hatte.
- Der australische WMO-Rekord liegt bei 50,7°C und wurde am 2. Januar 1960 in Oodnadatta im australischen Outback (112 m über NHN) gemessen. Vorher war Cloncurry (Queensland) mit 53,1°C der Rekordinhaber, aber dieser Meßwert vom 16. Januar 1889 wurde wegen der angeblich rustikalen Beobachtungsmethodik aberkannt.
- Am 21. Juli 2016 wurde in Mitriba (Kuwait, 120 m über NHN) 53,9°C gemessen. Das wird als asiatischer Hitzerekord anerkannt. Es ist übrigens der einzige WMO-Hitzerekord seit dem Beginn des derzeitigen »Klimawandels«.
Die U.S.A. kämpfen selbstverständlich darum, ihren zurückerworbenen Weltrekord zu halten oder zu überbieten:
- Am 16. August 2020 wurde durch die Nationalparkverwaltung am Furnace Creek im Death Valley (nahe dem Standort der ehemaligen Greenland Ranch) eine Lufttemperatur von 54,4°C gemessen, jedoch leider durch die WMO nicht offiziell bestätigt. Am 9. Juli 2021 wurde die gleiche Temperatur erneut gemessen und bisher ebenfalls nicht bestätigt. Zusätzlich zur eigenwilligen Anordnung der Thermometer sind in unmittelbarer Umgebung des Meßfelds ein asphaltierter Parkplatz des Touristenzentrums und eine Abstellhalle als mögliche Störeinflüsse erkennbar.
- Den Vogel wird aber wohl demnächst diese völlig bescheuerte Wetterstation im Death Valley abschießen (gegen jedes Regelwerk eingerichtet durch den National Weather Service – NWS, noch tiefer als 54 Meter unter NHN, windgeschützt an einer nach Süden exponierten Felswand, dunkle PV-Module unter dem Temperaturfühler u.ä.):

Foto aus einer Pressemitteilung des National Park Service Death Valley, wahrscheinlich in den Vormittagsstunden (Schattenwurf) aufgenommen
Einige Quellen (außer den üblichen Nachschlagewerken):
- Khalid I. El Fadli et. al.: World Meteorological Organization Assessment of the Purported World Record 58°C Temperature Extreme at El Azizia, Libya (13 September 1922); Amerikanische Meteorologische Gesellschaft, Februar 2013
- Roy W. Spencer et. al.: Death Valley Illusion: Beweise gegen den 134 °F-Weltrekord; Bulletin of the American Meteorological Society, 2025, DOI 10.1175
- Roberto Pedemonte: El-Azizia, Libyen, 13. September 1922: +58 °C. Die höchste jemals auf der Erde gemessene Temperatur; Rivista Ligure di Meteorologica (Ligurisches Meteorologisches Magazin); Ausgabe Nr. 4, März 2002
- Caglioti, A. M.: Meteorological Imperialism. Climate Science, Environment, and Empire in Liberal and Fascist Italy (1870-1940); UC Berkeley, 2017
- Christopher C. Burt: The Long Hot Road to El Azizia; American Meteorological Society Magazine, 2012
