Nachgerechnet: Rindfleisch

»In Deutschland können bei einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Verbrauch von 8,7 kg Rindfleisch pro Jahr mit nur einem Tag Fleischverzicht pro Woche knapp 1,25 kg Rindfleisch eingespart werden. Mit den dabei gesparten rund 19.160 l Wasser könnte eine Person fast anderthalb Jahre lang täglich duschen!«

(Weltfriedensdienst e.V.)

Pro Kilogramm Rindfleisch kalkuliert der Weltfriedensdienst e.V. einen Wasserverbrauch von 15,33 Kubikmeter (19,16 m³ / 1,25 kg). Nach dem Entbeinen und Zuschneiden eines 630 Kilogramm schweren Rinds ergeben sich etwa 260 kg Fleisch. Das Tier hätte zu Lebzeiten 3.985.800 Liter Wasser verbraucht (260 kg * 15,33 m³/kg * 1.000 l/m³, das Ergebnis in Worten: fast vier Millionen Liter). Für diese Menge wären 1.000 Transportfahrten mit einem Faßwagen hinter dem Trecker erforderlich (4.000 Liter Tankvolumen). Für ein einziges Rind! Fragt einfach einen Landwirt eures Vertrauens, warum er bei diesem Niagara-Wasserverbrauch Rinder züchtet.

Angeblich soll jede Person in Deutschland 23,84 Gramm Rindfleisch pro Tag essen (8.700 g / 365 d). Ich rechne nachfolgend mit einem Bevölkerungsanteil von 15% Vegetariern, 1% Kleinkindern unter einem Lebensjahr und 10% Senioren, die keine Rindersteaks mehr kauen möchten. Mein eigener Rindfleischanteil würde sich deshalb auf auf 32,21 Gramm pro Tag erhöhen.

Muskelfleisch hat eine Dichte von 1,06 Gramm pro Kubikzentimeter, Fett bringt 0,92 Gramm pro Kubikzentimeter auf die Waage. Bei einem Fettanteil von 10% ergibt sich für unsere Tagesration eine Dichte von 1,05 Gramm pro Kubikzentimeter. Meine Tagesration Rindfleisch ist damit etwa so groß wie ein Stückchen Jogurette (8 Zentimeter lang, 2 Zentimeter breit und 1,92 Zentimeter hoch). Aber immerhin sollen 493,72 Liter Wasser darinstecken, das sind 50 randvolle Wassereimer. Durch den Rindfleischverzicht an einem Wochentag ergäbe sich eine jährliche Wassereinsparung von 25,67 Kubikmeter.

Bei einem täglichen 6-Minuten Duschgang (12 Liter pro Minute) werden 72 Liter Wasser verbraucht. Der Weltfriedensdienst e.V. geht jedoch nur von einem täglichen Duschwasserverbrauch von 35 Liter pro Tag aus (19,16 m³ / (365 d * 1,5)). Vielleicht nehmen die ihre Körperpflege nicht so ernst und duschen mit ungefähr der Hälfte der normalen Wassermenge. Oder die duschen garnicht täglich sondern nur jeden zweiten Tag.

Bei der Ökoduschmethode des Weltfriedensdienstes e.V. würden meine persönlichen 25,67 Kubikmeter Wassereinsparung einem Bewohner der Subsahara Duscherlebnisse für ungefähr zwei Jahre ermöglichen. Bei täglichen Duschen mit dem üblichen Wasserverbrauch würde es immerhin noch in einem Jahr bis kurz vor Weihnachten ausreichen.

Nach dieser Mathematikakrobatik sind wir fast auf dem hohen Moralniveau des Weltfriedensdienstes e.V. angekommen und denken darüber nach, zukünftig montags auf das Stückchen Rindfleisch (8 x 2 x 1,92 Zentimeter, 50 Eimer Wasser) zu verzichten. Statt Rindfleisch könnten wir uns eine Portion ökologisch angebauter Avocado reinziehen (Herkunftsland Spanien, nur 4 Eimer Wasser für 200 Gramm). Selbstverständlich mit Demeter-Zertifikat. Und wir müssen darüber nachdenken, wie das eingesparte Duschwasser von den grünen Weiden Preußens in die Subsahara transportiert werden könnten. Klimaneutral bitte!

Diese Leute vom Weltfriedensdienst e.V. und deren Geistesverwandte erinnern mich irgendwie an alte, ningelnde Tanten aus den 1960er Jahren: »Junge, Du mußt das aufessen. Denk an die armen Kinder in Afrika. Die haben nichts zu essen.« Der Junge dachte damals folgerichtig: »Dann schick‘ deine Pampe doch nach Afrika!«